CHRONIKEN

Alt-Sammit – Chronik zum 725. Jahrestag im Jahre 1999

Die Anfänge

Sammit – der Begriff könnte dem altslawischen Wortstamm samû = selbst entstammen und wäre dann als „die Samota“, Samita“ – die /das Selbstständige zu deuten. „Tzammythe“ ist die alte Schreibweise, die vom Familienarchiv der Weltziens favorisiert wird. Der Name wird erstmals in einer Urkunde von 1274 erwähnt: „...das Kloster Dobbertin hat in Sammit drei Hufen...“. Der Fürst Nicolaus von Werle bestätigt am 15.12.1274 ein Privileg des Klosters Dobbertin von 1237. Aber auch vor 1237 hat die kleine Ansiedlung bereits existiert. Viele Bodenfunde belegen die weit zurückreichende Besiedelung auch dieses Gebietes (bis zur Völkerwanderung lebten hier Germanen, dann rückten slawische Stämme – u.a. Obotriten nach). 

Im 13. Jahrhundert bestanden südlich Güstrow´s zwei „wendische Ländchen“ – Bellin und Linstow. Große, dichte Wälder und die Seen (diese waren damals großflächiger als heute, d.h. die Wasserstände lagen im Durchschnitt beträchtlich höher als heute. – Quelle: Mecklenburgische Jahrbücher) prägten das Land, die Straße Güstrow – Plau trennte die „Ländchen“, Krakow lag somit in der Mitte dieser Ländchen. Das alte wendische Adelsgeschlecht Bellin war Vasall der Fürsten von Werle in Güstrow. Wie die großen Obotritenfürsten so betrieben auch die Bellins, erst seit kurzem im Besitz des Ländchens, eine geschickte, segensreiche Politik der Verständigung zwischen Wenden und deutschen Zuwanderern. Auch sie warben Lokatoren und so kamen wahrscheinlich auch die Weltziens aus dem Westfälischen hierher. Neu geschaffene Rittersitze wurden sowohl mit Wenden als auch mit Deutschen besetzt. Es war Usus zu dieser Zeit, dass wendische Töchter deutsche Lokatoren heirateten. Oft kamen die Deutschen auf diese Weise überhaupt erst zu Landbesitz, so auch die Weltziens zu dem wendischen Dorf Sammit. 

Offiziell erhielten die Weltziens einen Lehnsbrief, aber erst viele Generationen später, nämlich 1568, „...weil sie es schon immer besessen hatten...“ – ein Trick, der das gerade herausgebildete sächsische Lehnsrecht umging und der nur mit guter Kenntnis des damaligen Lehnsrechtes zu verstehen wäre und zudem offen lässt, ob das beurkundete Lehnsrecht Sammit meint oder ein anderes Gut, auf dem auch Weltziens saßen. 

Geschah die Verleihung eines Lehens normalerweise in Stufen, so gehörte z.B. die obere und untere Gerichtsbarkeit in Sammit von Beginn an zum Recht der Weltziens – genau dies sind aber sonst die beiden letzten Stufen des Lehnsrechtes gewesen ! 1478 wird diese Tatsache ganz beiläufig in einer Urkunde erwähnt. Leider sind 1638 mit der Zerstörung der Burg (belegt durch Aufzeichnungen eines von Moltke) auf dem Schleusenberg auch viele Urkunden vernichtet worden. Aber in der Genealogie ist es immer von Vorteil, auch die Geschichte benachbarter Familien zu erforschen. So waren die von Oldendorp seit 1242 auf Oldendorp bei Krakow, die von Deling seit 1245 auf Deling (nicht mehr existent) und die von Breesen seit 1266 auf Groß und Klein Breesen nachweislich mit der sogenannten zweiten Siedlerwelle gekommen und vieles lässt darauf schließen, dass die Weltziens dazu gehörten. 

Neben der bewussten Übereinstimmung der Politik der Bellins mit der ihrer Wendenfürsten gab es im Falle Sammits auch einen strategischen Gesichtspunkt, diese Siedlung Deutschen zu geben. Sammit hatte strategische Bedeutung ob seiner Lage am Kreuzungspunkt der Nord-Süd-Achse Rostock-Güstrow-Plau-Pritzwalk und der „Via Regia“ Hamburg-Lübeck-Wollin (-die alte Salzstraße) sowie des Vorhandenseins einer natürlichen Burganlage, welche sowohl als Fliehburg, wie auch als Sammelplatz für Heere dienen konnte. Die Burg schützte sowohl die Straße, als auch die Kapelle in Sammit, die den Reisenden als Bitt- und Dankstätte diente – vor oder nach der strapazenreichen Durchquerung der großen, unheimlichen Wälder. In einer solchen Situation, ringsherum saßen größere und kleine streitbare wendische Adlige, war es sicher gut, einen neutralen Deutschen diesen Rittersitz einnehmen und verwalten zu lassen. 

Alt-Sammit
***Nord-Süd-Richtung=recht genaue Wegeführung der Heerstraße; in Ost-West-Richtung=ungefähre Führung der Salzstraße***

Die Kalkulation der Bellins scheint mindestens im Falle Sammits aufgegangen zu sein – nie wurde Sammit zum Streitapfel für die wendischen Großen. Es gibt keinerlei Belege aus dieser Zeit, die Auskunft über Streitigkeiten oder gar Krieg zwischen den wendischen und deutschen Gutsbesitzern geben und um 1350 waren dann alle zu Mecklenburgern geworden. Beim Adel hatte die Heiratspolitik der Fürsten ohnehin schnell zu einer Verschmelzung geführt. 

 

Die Kirche

Die Kirche stammt nach Prof. Schlie, Großherzoglicher Hofrat – 1896, aus dem 13. Jahrhundert; der Heimatkundler Vierow meint sogar herausgefunden zu haben, dass sie 1156 gebaut worden ist. Das genaue Alter der schlichten Kapelle ohne Turm ist schwer zu schätzen, aber sie ist älter als die von Krakow und war anfänglich deren Mutterkirche (Familienarchiv von Weltzien). Mehrmals wurde sie völlig zerstört; so auch 1638 - im Dreißigjährigen Krieg, als sogar – so heißt es – die Leichen aus den Grüften gerissen wurden. Sammit wurde aufgegeben und noch 1649 wurde Sammit als wüst und verlassen bezeichnet. Etwa 1650 kehrte Daniel von Weltzien vom Fluchtort der Familie in Pommern nach Sammit zurück und es wurde der Wiederaufbau der Kirche begonnen und auch das Dorf wurde neu errichtet – diesmal mit Sicherheit um die Kirche herum. 1674 wurde die neue Kirche geweiht und, wie das Schicksal so spielt, im gleichen Jahr wurde Daniels Frau als erste dort bestattet. In der Folgezeit wurde die Sammiter Kirche immer mehr zu einer Filialkirche und von dem jeweiligen Krakower Pastor mitbetreut. Immer hatten sich die Weltziens als die Patrone der Kirche verstanden; als sie Sammit aufgaben, gab es prompt nur noch sporadisch Gottesdienste. 1863 erhielt die Kirche den Turm und die Glocke wechselte vom Holzgestell im Freien in die Höhe. Die Restaurierungspläne von 1917 wurden nicht realisiert; der „Zahn der Zeit nagte“ beständig an der Substanz. Zur Zeit der DDR (Deutschen Demokratischen Republik von 1945 bis 1989) wurde nicht viel Wert auf die Erhaltung alter Bausubstanzen gelegt. So war es nur noch eine Frage der Zeit – 1979 stürzte die Kirche schließlich ein. Und wurde von 1984 bis 1991 wieder saniert. 

Mit tatkräftiger Hilfe der Landwirtschaftsbetriebe des Dorfes wurde die Kirche von der Bevölkerung wieder aufgebaut; dabei gab es manche Widerstände zu überwinden. 1990 erhielt das Dorf in Würdigung dieser Gemeinschaftsleistung ein Diplom der EUROPA NOSTRA, dessen Medaille an der Außenwand zu bewundern ist. 

KircheSammit

 

Die Burg

Von der im 30-jährigen Krieg (1649) zerstörten Burg zeugen heute nur hin und wieder gefundene Scherben. Auf der Wiebekingschen Karte von 1786 sind noch zwei Gebäude auf dem Burggraben vermerkt, ebenso ist eine Parkanlage eingezeichnet. Aber schon auf der Schmettau´schen Karte von 1787 wurde nichts derartiges mehr eingetragen. Die Kenntnis über die ehemalige Burg von Sammit ist bisher nur gering.

So könnte die Burg ausgesehen haben: 

Burg

Der Schleusenberg mit den höchsten Punkten zu 63 m Höhe o.NN. ist eingeschlossen vom Kemlower-, Lang- und Derliener See. Der Damm, der heute Derliener- und Langsee trennt, wurde erst 1673 angelegt (damit die Schafe auf die andere Seite konnten). Für diesen Damm wurden die Granitsteine der Burg verwendet – Daniel von Weltzien war ein wirtschaftlich denkender Mensch und mehr war zu jener Zeit von der Burg sowieso nicht mehr vorhanden. Es wird sich anfangs nur um eine einfache Motte gehandelt haben, die als erste Wohnstätte der Weltziens gedient haben mag und dann von ihnen zum Rittersitz ausgebaut wurde.

Von der Turmspitze ließ sich gut in die strategisch wichtige Straße einsehen. Die topografische Lage (siehe unten) und die damals höheren Wasserstände und der immerhin 63 m hohe Hügel der Burg machte in Friedenszeiten nur wenige Leute notwendig und es ist nicht überkommen, dass sie jemals verteidigt werden musste. Erst der 30-jährige Krieg ließ hier ein Gefecht zwischen Schweden und Kaiserlichen stattfinden – die Burg, das Dorf und die Kirche wurden total zerstört und so lässt sich heute mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr feststellen, ob das Dorf unten bei der Kirche lag oder sich oben im Sattel vor der Burg entlang der Via Regia befand. 

Durch das jahrhundertelange Pflügen sind alle Konturen auf dem Burgberg verwischt; nur Scherben und andere Bodenfunde tauchen hin und wieder auf. Auch andere Burgplätze in der Umgebung (Kölln, Groß Grabow, Bellin, Groß und Klein Tessin) weisen nur noch erahnbare Spuren auf; die Burg von Krakow ist gar nicht zu finden. 

Ebenso wie die Via Regia im ausgehenden Mittelalter ihre Bedeutung verlor und damit ihre genaue Streckenführung in Vergessenheit geriet, so hielt sich die Kenntnis über die Burg nur noch schemenhaft im Gedächtnis der Bevölkerung. 

 

Das Leben – die Zeiten im Dorf

Nicht nur die Burg ist in Vergessenheit geraten. Acht Jahrhunderte sind eine lange Zeit und es fällt schwer sich vorzustellen, wie das Leben im Dorfe so war. 

Über viele Generationen hinweg haben die Lehnsherren, die Familie von Weltzien, das Leben und den Fortgang im Dorf und in seiner Umgebung bestimmt. Immer waren sie bemüht, das Beste aus dem Wechselspiel „Lehen“ zu machen: Natürlich waren sie privilegiert, hatten das Sagen über ihre Untertanen. Aber sie ihrerseits waren auch Untertanen und die Lehnspflichten – und derer gab es viele – waren meist drückend. Im Vordergrund standen natürlich die Abgaben – und mit denen war es wie heute: nie wurden sie kleiner. Aber es gab noch mehr Lasten, die es ständig zu erfüllen galt: z. B. die Dienst- und Ämterpflichten. War ein Amt oder Dienst für den Herzog auszuüben/zu erfüllen, waren stets die Aufwendungen dafür vom Vasallen zu erbringen. Immer nur einer konnte das Gut erben, aber Kinder gab es viele - das Gut aber ernährte nur eine Familie. Viele männliche Weltziens mussten deswegen „in die Welt“ ziehen und ihr Glück und Auskommen suchen – z.B. als Soldaten. Die Töchter mussten standesgemäß verheiratet werden – und das war nicht billig. Und so herrschte bei den Weltziens auf Sammit nie Überfluss. Das wenige, das blieb, musste mühsam beisammen gehalten werden und so nimmt es nicht Wunder: die Gerichtsakten wissen über viele, schlimme Streitigkeiten zwischen weitverzweigten Familienmitgliedern zu berichten.
Das Leben der Dorfbevölkerung war über Jahrhunderte von der Leibeigenschaft geprägt, die erst 1819 per Gesetz beendet wurde. Die Hörigkeit hörte natürlich nicht am Tag nach der Verabschiedung des Gesetzes (auf dem Landtag in Sternberg) auf. Das Wohl und Wehe der Menschen war generell von ihrem Stand bestimmt; wie gut oder schlecht es den Leibeigenen konkret ging, hing vom jeweiligen Gutsbesitzer ab, von dessen charakterlichen Stärken und Schwächen einerseits, aber andererseits auch von seinem Verständnis für die Wechselwirkung zwischen Grad der Ausbeutung und Effektivität der von Leibeigenen und Tagelöhnern zu leistenden Arbeit. Und so hat auch in Sammit das Leben der Dorfbevölkerung (Krieg und sonstige von außen wirkende Nöte – „höhere“ Gewalt – nicht eingerechnet) seine besseren und schlechteren Zeiten gehabt.

Schließlich endete die Lehnsherrschaft deren von Weltzien auf Sammit 1793. Sie überlebte den Erbgang dreier Söhne nicht – um die zwei Brüder auszahlen zu können, musste der Erbe das inzwischen auch schon per Gesetz allodifizierte (Beendigung des Lehnverhältnisses durch Vertrag oder Gesetz – hier durch Gesetz) Gut verkaufen. 

Nachfolgend gab es noch viele Eigentümerwechsel: nach H. F. von Plessen folgte schon 1799 H. Flügge, 1800 J. Ch. A. Koenemann, 1826 H. Seeliger, 1833 L. F. Lübbe, 1835 Dr. Georg Heinrich Franz Wertheimer (berühmte Kaufhausfamilie) – er war es auch, der 1839 Alt- und Neu Sammit aus betriebswirtschaftlichen Gründen in zwei Betriebseinheiten trennte, 1839 G. K. Riedel, 1852 E. Diederichs, 1874 Karl von Meyenne – er hat das „Schloss“ erbauen lassen, 1891 M. Traun, 1902 ein Herr Neumann, 1905 Otto Hecht – seine Tochter erbte 1939 und bewirtschaftete das Gut Alt Sammit bis zur Enteignung 1945. Von den Nachfolgern der Weltziens waren die wenigsten Mecklenburger und ebenso wenige Landwirte (Verwalter bewirtschafteten das Gut), die meisten waren Geldanleger aus dem aufstrebenden Bürgertum ! 

Gutsanlage

Hunger musste es in normalen Zeiten nicht geben. Der Fischreichtum ist überliefert, die Wälder waren voller Wild. Und doch war es nicht leicht; der war und ist sehr karg und so wundert es nicht zu erfahren, dass die landwirtschaftlichen Anfänge in der Schafhaltung bestanden. Erst viel später kamen auch Rinder und Schweine dazu. Erst ab 1730, mit der Einführung der Koppelwirtschaft nahm der Ackerbau langsam zu. Aber reich konnte selbst der Gutsbesitzer hier auf diesen kargen Böden dadurch nicht werden. Sparsamkeit und geschicktes Nutzen anderer Ressourcen waren von Nöten und so wurde vor allem der Waldreichtum genutzt. Es ist bekannt, dass z. B. Holz und besonders Langhölzer an die Ostseewerften verkauft wurden (Schiffsmasten) und die Stadt Güstrow oft verärgert war, weil die Transporte die Straßen verstopften. Ausgehöhlte Langhölzer wurden als Wasserleitungen hergestellt und verkauft. 

Um 1750 begann man mit der Aufforstung der kargen Böden und in diesem Zusammenhang entstand 1725 Neu Sammit – als Vorwerk speziell für diese Arbeiten. 1765 hatte der Hof die Einstellung des Holzhandels mit Hamburg befohlen; der Raubbau hatte einen drückenden Holzmangel im ganzen Land hervorgebracht, - die Weltziens hatten die Zeichen der Zeit also schon vorher von selbst erkannt. Eine kleine Stärkefabrik gab es, natürliche Kalkvorkommen wurden abgebaut, eine Kalkhütte betrieben und Teeröfen produzierten lange Zeit das begehrte Pech. Dort wo sich die sogenannten Klosterstraßen (Dobbertin und Malchow) und die Heerstraße Rostock – Mark Brandenburg kreuzten – an der sogenannten „Drei-Kaiser-Ecke“ – trafen mehrere Besitzungen aufeinander: der alte Klosterbesitz, die Karower Flächen derer von Hahn, Cleve, die Sammiter Flächen derer von Weltzien und die von Wooster derer von Plessen. Genau hier ließ Alexander von Weltzien im Jahre 1689 (Quelle; Familienarchiv von Weltzien) oder im Jahre 1693 (Quelle: Familienarchiv der Holzvogte Roepke) den Gasthof „Grüner Jäger“ bauen; auch ein Teerofen und ein Kalkofen entstanden in der Folge in dieser bis dahin völlig menschenleeren Gegend. Später bauten auch die o. g. Nachbarn an dieser Stelle „Außenposten“, so dass es lange Zeit eine kleine Siedlung war. Die Wassermühle am Mühlenbach (dort wo heute der Bahnhof ist) zu Krakow gehörte lange Zeit den Weltziens, ebenfalls belegt sind eine Windmühle auf dem Hohen Berg (1786 errichtet als Ersatz für die 1688 verkaufte Wassermühle) und eine Bockmühle. Und – die Weltziens waren über Generationen hinweg erfolgreiche Pferdezüchter ! Sie verkauften nicht nur Reitpferde, sondern auch ausgebildete Gespanne. Diese Tradition hat sich bis in die heutige Zeit fortgesetzt. 

1969 hatte man „ganz oben“ beschlossen, etwas mehr für eine sinnvolle Freizeitgestaltung und aktive Erholung der Bürger zu tun und so wurden Objekte gesucht, die sich dafür eigneten. Ein Schloß gab es in Alt Sammit, Stallungen auch und vor allem Landschaft, - sehr schöne noch dazu ! Die Bauern Alt Sammits standen dem Ansinnen, Schloß und Stallungen für Reitsporttouristik zu nutzen, zuerst sehr skeptisch gegenüber. Erst als sie sich bewusst machten, wie wertvoll die beträchtlichen Mengen Pferdedung (80 Pferde) für ihren kargen Boden sein können, gab es einen Sinneswandel. Und so kam es, dass Alt Sammit einige Jahre eine für seine Verhältnisse beachtliche Blüte des Tourismus erlebte. Und manch einem seiner Gäste gefiel es hier so gut, dass er zum Stammgast wurde. 

Zum Territorium Sammits gehörten im Jahre 1894 1.753 Hektar Land, davon waren 844 Hektar Ackerland, 638 Hektar Wald und 225 Hektar sogenanntes Unland und Wasserfläche. Es ist davon auszugehen, dass die Größe der Gesamtfläche auch in den Jahrhunderten, seit es Lehen war, nicht wesentlich differierte. Anders sieht es da schon mit den Einwohnerzahlen aus. Deren Schwankungen beruhen vor allem in den Folgen von Kriegen und Seuchen (z. B. Pest – 1350 und 1650). 

Jahr Bauern Kossetten/Tagelöhner Einwohner (ca.)
1441 19 4 100
1496 ? 63 250
1540 10 13 115
1584 10 13 125
1600 4 13 105
1649 0 0 0
1704 2 ? 49
1751 4 ? 92
1855 1 ? 149
1894 1 ? 113
1.8.1945 60 Einheimische,
522 Flüchtlinge
= 582 Einwohner
   
1950 1 - 331
1964 1 - 212
1989 1 - 163
1999 1 - 146

Bis in die 70er des 20. Jahrhunderts gab es in Alt Sammit auch eine Schule und dementsprechend auch Lehrer; hier und da überliefert die Chronik auch Namen und deutet an, wie wenig diese verdienten. (Mitte des 18. Jahrhunderts bekam der Lehrer in Alt Sammit ¼ jährlich 10 Pfennige pro Schüler „Gehalt“.) So war um 1743 der Schulmeister Martens zugleich Schneider, sein Nachfolger Renschol ebenfalls. Auch Schmiede, Schweinehirten und Dorfschulzen tauchen hier und da in den alten Akten auf. 

Es hat gut 200 Jahre gedauert bis die Einwohnerzahl Sammits wieder den Stand von vor dem 30jährigen Krieg hatte! Der erste Weltkrieg brachte den Alt-Sammitern viel Not und Elend und mit 7 gefallenen Soldaten auch sehr viel familiäres Leid, der zweite Weltkrieg aber übertraf mit seinen Folgen auch für Alt Sammit alles bisher Erlebte: Nicht nur die vielen verlorenen Väter und Söhne waren zu beklagen, Hunger und große Not herrschten. Von den 522 Flüchtlingen, die überwiegend aus Ostpreußen, Pommern, aus den Sudeten und Wolhynien kamen, mussten 300 im Schloß hausen – unter denkbar schlechtesten hygienischen Verhältnissen und Hunger. Eine Typhusepidemie raffte viele hinweg! 

Neubauernhaus
***typisches Neubauernhaus Hofseite von links mit Wohnräumen+Stall+Scheune+Plumsklo, gebaut in den 40er bis 50er Jahren des 20. Jahrhunderts nach dem 2. Weltkrieg, Wände vorwiegend in Lehmbauweise, Stallanlagen, Dachstuhl, Decken und Klo in Holzbauweise*** 

Die Bodenreform gab 81 Familien die Chance, eine neue Existenz aufzubauen und endlich aus Lethargie und Not herauszufinden; durchschnittlich 10 Hektar Boden erhielten die Neubauern; 15 neue Hofstellen wurden im Rahmen des „Neubauern-Bauprogramms“ der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe errichtet. 

Viele Neubauern waren aber keine Bauern, sondern vormals in ganz anderen Berufen tätig – kein leichtes Unterfangen also, zumal die Abgabenlasten (das „Soll“) keine Zeit für´s Üben ließen. Die, die es schafften, mussten sich alsbald dem Druck des technischen und politischen Fortschritts beugen (oder auch nicht: wer nicht wollte, ging nach Westdeutschland) – das hieß: einzusehen, dass von der kleinen Scholle auf Dauer nichts zu holen war. Zwei Pferde pflügten täglich 2 Morgen Acker, 1 Traktor schaffte damals das 4fache – musste aber wenigstens soviel Land unter den Rädern haben, dass er auch den Pflug wenden konnte. <>Schon 1953 gründeten die ersten Bauern Alt-Sammits eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG), legten also die Felder zusammen und bewirtschafteten sie arbeitsteilig gemeinsam. Später führten sie auch ihr Vieh zusammen und 1958 waren alle Mitglied der LPG. Und: Bald gab es beachtliche Produktionsergebnissteigerungen auf dem Feld und im Stall. Das haben andere Produktionsweisen auch geschafft, aber es gab daneben auch ein stetig sich weiterentwickelndes Gemeinschaftswesen, an das sich noch heute viele gern erinnern. 

Ernte- und sonstige Dorffeste feierten alle gemeinsam, es gab eine Volkstanzgruppe und später einen Karnevalsverein, in Zirkeln wurde den unterschiedlichsten Interessen gefrönt, die Kinder waren gut betreut und alle hatten Arbeit und soziale Absicherung während der sozialistischen Zeit bis 1989 – von der Geburt bis zur Beerdigung. 

CarnevalsClub
CCAS-CarnevalsClub Alt-Sammit 

***leicht veränderter Auszug aus der „Festschrift 725 Jahre Sammit“, die im Jahr 1999 in kleiner Auflage erschien. Veröffentlichung auf dieser Homepage mit freundlicher Genehmigung der Druckerei A.C. Froh Plau am See.***